Landsgemeinde

Landsgemeinde

05. Mai 2021

Die Innerrhoder Landsgemeinde fällt dieses Jahr coronabedingt zum zweiten Mal in Folge aus. Stattdessen wird zum zweiten Mal überhaupt im Kanton Appenzell Innerrhoden an der Urne abgestimmt. Letztes Jahr wurde die Landsgemeinde zuerst auf den August verschoben und dann aber trotzdem ganz abgesagt. Dieses Jahr wird direkt an der Urne abgestimmt. Nach der Pandemie soll die Landsgemeinde wie gewohnt per Handzeichen im Ring stattfinden.

Geschichte

Die Appenzeller Landsgemeinde hat sich höchstwahrscheinlich erstmals im Jahre 1378 versammelt. Allerdings fehlt ein Dokument, das diese Landsgemeinde erwähnt. Erstmals in einer Urkunde erscheint die Landsgemeinde im Jahre 1403 und ist damit seit 1403 sicher belegt. 1597 trennten sich die inneren Rhoden von den äusseren Rhoden und es wurde in beiden Rhoden eine eigene Landsgemeinde durchgeführt.
Mit der Zeit verlor sich der Zusammenhang zwischen Landsgemeinde und Gottesdienst, so dass dieser Mitte 19. Jahrhundert aufgehoben wurde. Erst im Jahre 1954 wurde der offizielle Landsgemeindegottesdienst wieder eingeführt.
Die Harmonie Appenzell spielt erst seit 1868, vorher haben Trommler und Pfeiffer in historischen Uniformen die Regierung begleitet.
Vor der Regierung schreitet der Landweibel in den Landesfarben, mit Weibelschild am Mantel und dem Zepter in der rechten Hand. Ihm folgen die 2 Landammänner und die 5 weiteren Mitglieder der Standeskommission in dunkler Kleidung und schwarzem Hut. Die Männer tragen das Seitengewehr. Der Landweibel hat das silberbeschlagene Buch von 1585 bei sich.
Im 15. Jahrhundert fand oft auch im Herbst, am Sonntag nach Gallentag, eine Landsgemeinde statt. Seit dem 16. Jahrhundert nur noch im Frühjahr. Während anfänglich das Mindestalter 16 betrug, waren zu beginn des 18. Jahrhundert auch schon 14 jährige gekommen, sofern sie waffenfähig waren und den Degen dabei hatten. Bis 1992 musste man 20 Jahre alt sein.

Ablauf

Alljährlich am letzten Sonntag im April versammeln sich die stimmberechtigten Frauen und Männer von Appenzell Innerhhoden auf dem Landsgemeindeplatz in Appenzell zur Bestellung der obersten Behörden und zur Beschlussfassung über wichtige Landesangelegenheiten. Die Landsgemeinde wählt den regierenden und den stillstehenden Landammann und die weiteren fünf Mitglieder der Standeskommission sowie den Präsidenten und die Mitglieder des Kantonsgerichtes.  Der regierende Landammann wird für jeweils zwei Jahre gewählt; turnusgemäss wird der stillstehende Landammann zum regierenden gewählt. Ebenfalls wird alle vier Jahre der Vertreter des Kantons Appenzell Innerrhoden im Ständerat gewählt.

Der Landsgemeindesonntag beginnt um 9.00 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell. Schlag 12.00 Uhr erfolgt der Aufzug, bestehend aus Standeskommission, Kantonsgericht und Ehrengästen, durch die Hauptgasse zum Landsgemeindeplatz. Angeführt wird der Aufmarsch durch die Musikgesellschaft Harmonie Appenzell, welche die «Marcia solenne» des italienischen Komponisten Arturo Buzzi-Peccia spielt, gefolgt von der Standeskommission und dem Kantonsgericht. Vor und hinter diesen Blöcken werden die 7 Fahnen der inneren Rhoden getragen. Zuhinterst laufen die Ehrengäste.

Der Landsgemeindering ist und war ein Zeichen des Bannen und Hegen. Im Ring versammeln sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ab 18 Jahren. Als Stimmausweis gilt die Stimmkarte, für die Männer auch der Degen. Die Standeskommission mit Ratschreiber und Landweibel besteigt die Tribüne, den sogenannten «Stuhl». Der regierende Landammann begrüsst das Stimmvolk und die geladenen Gäste. Anschliessend wird die Staatsrechnung des vergangenen Jahres vorgestellt und die Diskussion eröffnet.  Jeder und jede Stimmberechtigte kann zu einem Sachgeschäft das Wort ergreifen.

Der regierende Landammann nimmt das Landessigill – ein originales Stück aus dem Jahre 1518 – zur Hand und versichert, es nur nach den Gesetzen und seinem Gewissen eingesetzt zu haben. Anschliessend werden der regierende und der stillstehende Landammann gewählt.

Es folgt der Eid des Landammanns, danach derjenige des Landvolkes. Der Eid stammt aus dem Jahre 1409 und hat noch heute den gleichen Wortlaut, abgesehen von stilistischen Anpassungen an die Sprachentwicklung. Abgestimmt wird durch Hochhalten der rechten Hand. Kann das Mehr nicht abgeschätzt werden, müssen die Stimmenden einzeln ausgezählt werden. Dieses Prozedere gilt auch für Sachgeschäfte.

Rhodsgemeinde

Im Anschluss an die Landsgemeinde finden an sieben verschiedenen Orten des Dorfes Appenzell die sogenannten Rhodsgemeinden statt. Bei den Rhoden handelt es sich um die früheren Gemeinden, die mit der neuen Kantonsverfassung von 1872 durch die Bezirke ersetzt wurden und seither
keine politische Funktion mehr haben, jedoch weiterbestehen als eine Art Bürger-Vereinigungen – und aus Liebe zur Tradition. An den Rhodsgemeinden werden die Mitglieder der Rhodskommissionen gewählt. Aus dem Ertrag der einzelnen Rhodsvermögen werden in der Regel Beiträge an soziale und kulturelle Projekte beschlossen. Bürgerinnen und Bürger, die zum ersten Mal an der Rhodsgemeinde teilnehmen, erhalten den sogenannten Rhodsfünfliber.

Die diesjährigen Sachgeschäfte werden von den jeweiligen Departementsvorsteher kurz erläutert. Hier gelangen Sie zu den Erklärvideos.

Ihr Ansprechpartner bei der cmt ag


Dominik Baldegger
Eidg. dipl. Treuhandexperte
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